Familienbindungen lösen

Frage:

 

Hallo Vivian

Im Moment beschäftige ich mich sehr mit dem Thema: Familienbindungen lösen.

Einerseits betrifft mich das Thema selbst. Ich kann mich schlecht von meiner Mutter abgrenzen. Kann ihr kaum einen Wunsch abschlagen, auch wenn ich noch so keine Lust habe Dies oder Das zu tun. Wenn ich dann doch mal „nein“ sagen kann, worauf ich dann ziemlich stolz bin, bekomme ich lange Reden zu hören, was sie schon alles für mich getan hat und ich tue ja so gar nichts für sie… Ich merke auch, dass mich gewisse Bemerkungen oder Aussagen meiner Mutter sehr verletzen und ich dementsprchend gereizt darauf reagiere. Sie beschäftigen mich dann für den Rest des Tages.
Meinen Partner betrifft es ebenfalls. Ich glaube er steckt da sogar noch etwas tiefer drin. Er hat sein Elternhaus erst vor einem Jahr verlassen und kann sich kaum davon lösen. Wir wohnen zusammen und trotzdem habe ich das Gefühl, dass unsere Wohnung nicht sein Zuhause ist. Er geht mittags oft zu seinen Eltern und am Wochenende wird meist auch noch etwas geplant. Anfangs bin ich mit ihm zusammen an die „Familientreffen“ gegangen, doch jetzt wird mir das einfach zu viel. Ich mache in dieser Zeit lieber etwas für mich. Doch da taucht schon das nächste Problem auf. Wir verabreden eine Uhrzeit, wann wir uns wieder treffen und er lässt mich teils stundenlang warten. Ich habe das Gefühl, dass er alles um sich herum vergisst, wenn er mit seiner Familie zusammen ist. Er findet dann Ausreden wie: „Das ist Tradition!“ oder „Ich hatte mein Handy nicht dabei.“ Einen eigenen Freundeskreis hat er sich nicht aufgebaut.
Ich empfinde die Familie als sehr vereinnahmend. Sie machen ihm Vorwürfe, wenn er mal keine Zeit hat oder erwähnen beiläufig, dass es schön ist, dass er jetzt wieder mehr Zeit hat, wie sie dies geniessen etc. Manchmal kommt mein Patner mir vor, als hätte er eine Rosa-Brille auf und könnte die Realität nicht sehen. Alles was seine Familienmitglieder tun oder sagen ist super, völlig o.k. oder einfach normal. Dabei können sie das Selbe tun oder sagen wie ich, doch bei mir ist es dann eher langweilig, übertrieben oder einfach solala!

Ich möchte ihm nicht seine Familie nehmen. Mir ist bewusst, dass es ein kostbares Gut ist, eine liebevolle Beziehung zu seiner Familie zu haben. Er kann seine Familie auch lieb haben, wenn er sich abgrenzen kann. Oder liege ich da falsch?! Ich bin jedoch der Meinung, dass es für unsere Beziehung nicht förderlich ist, wenn das so bleibt. Ich will ihn zu nichts drängen. Es belastet ihn, wenn ich das Thema mal wieder anspreche. Ich liebe ihn sehr, aber für mich stimmt die Situation so einfach nicht! Wenn wir darüber reden, ist er meiner Meinung und will etwas ändern… Bis heute hat sich jedoch nichts geändert.
Haben Sie einen Buchtipp einen Link oder eine Übung, die mir weiterhelfen könnten? Ich möchte mein eigenes Problem in den Griff bekommen und wenn möglich meinem Partner aufzeigen, welche Möglichkeiten er hat. Vielleicht gibt es ja Argumente, die in ihm etwas bewegen, ihn dazu anspornen wirklich etwas zu ändern! Ich bin um jeden Ratschlag froh.

Vielen Dank,
Grüsse

Monika

 

Antwort:

Liebe  Monika

Es ist sicher wichtig, dass Sie selber zuerst das Problem mit ihrer Mutter angehen.

Verändern Sie als erstes ihr Verhalten ihrer Mutter gegenüber, versuchen Sie sich mehr abzugrenzen um autonomer handeln zu können. Dies heisst jedoch nicht, dass Sie ihre Mutter nicht mehr sehen sollen, aber zukünftig sollten Sie entscheiden, wann und unter welchen Umständen Sie sie treffen möchten. Allenfalls könnten einige Sitzungen mit einem Therapeuten hilfreich sein.

Ihr verändertes Verhalten der Mutter gegenüber wird vielleicht auch eine Wirkung auf Ihren Freund auslösen.

Eine Veränderung kann bei ihm allenfalls stattfinden, wenn Sie ihm vorleben was sie sich von ihm wünschen, offensichtlich braucht er etwas länger um sich von Zuhause zu lösen. Gehen Sie sozusagen mit gutem Beispiel voraus und versuchen Sie Ihren Freund solange nicht zu kritisieren, bis Sie es selbst geschafft haben ihre Situation mit ihrer Mutter zu lösen.

Der Grund, weshalb das Verhältnis Ihres Freundes zu seinen Eltern Sie so ärgert, ist eben auch, dass er Ihnen Ihr eigenes Problem mit Ihrer Mutter spiegelt. Dies ist oft so in Partnerschaften und ein Grund dafür, dass wir in einer Beziehung auch über uns lernen können.

Ich würde um den Frieden zu wahren möglichst vermeiden, Ihrem Freund Vorwürfe zu machen, wenn er seine Familie sehen möchte und vielleicht können Sie sich hin und wieder doch überwinden mit ihm seine Eltern zu besuchen um die Kluft nicht noch zu vergrössern.

Eigentlich spricht es ja auch für Ihren Partner, dass er ein so gutes Verhältnis zu seinen Eltern hat und sie gerne besucht, er sollte sich dafür nicht entschuldigen müssen. Versuchen Sie nicht, Ihren Partner zu ändern, akzeptieren Sie ihn so wie er ist.

Natürlich ist eine Ablösung von den Eltern richtig und es ist wichtig, aus den Abhängigkeiten heraus zu kommen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie lernen, sich erfolgreich von ihrer Mutter abzugrenzen und da sie Ihren Freund ja offensichtlich wirklich lieben, seien Sie grosszügig und lassen Sie ihm den Raum, um seine Eltern zu treffen solange er dies braucht, er wird Sie dafür sehr schätzen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute

Hier noch einige Buchtipps:

Jürg Willi                       – die Zweierbeziehung

                                     – Psychologie der Liebe

Verena Kast                  – Verbunden mit der Mutter

                                     – Paare

Peter Schellenbaum     – Das Nein in der Liebe

Chuck Spezzano          –  Wenn es verletzt, ist es keine Liebe

 

Beste Grüsse

Vivian

 

 

Über Vivian

ES GIBT FÜR MICH SO VIELE WAHRHEITEN, WIE ES MENSCHEN GIBT! Mein Forum widmet sich der Parapsychologie und Spiritualität.
Dieser Beitrag wurde unter Partner veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.