Frage:
Meine Mutter starb an einem Februarmorgen 2008 im Palliativspital Flawil an Blasenkrebs, sie wurde 78 Jahre alt. Dieses Spital war das Beste, was meiner Mutter und uns passieren konnte. Wir Kinder haben sie vor allem die letzten Wochen intensiv begleitet und waren auch in der Nacht vor ihrem Todestag bei ihr. Gegen Morgen ging eine meiner Schwestern aus dem Krankenzimmer hinaus, um in der Küche einen Kaffee zu holen. Als sie wieder zurück kam, sagte sie, dass Mami nun abgeholt würde, sie hätte auf dem Gang einen Mann gesehen, der sie angeschaut habe und dann in dieses Zimmer gegangen sei. Dazu muss ich sagen, dass meine Schwester weder mit Religion noch mit Esoterik etwas anfangen kann. Und doch war sie überzeugt, dass der Engel für unsere Mutter gekommen sei, um sie abzuholen. Und sie ist dann in den nächsten Stunden auch wirklich gestorben. Danach war es im Zimmer plötzlich sehr kalt. Wir sind alle raus aus dem Zimmer und haben sie allein gelassen. Ich bin dann nochmals zurückgegangen, um für sie zu beten, ein Gebet, dass sie mit uns Kindern immer gebetet hat. Auch wenn ich selbst nicht religiös bin, wollte ich ihr damit den Segen geben und eine gute Reise wünschen. Dann bin ich auch gegangen, habe mit einer Schwester den Sarg ausgewählt und andere Formalitäten erledigt. Meine Mutter hat nie einen Seelsorger gewollt, sie meinte, sie brauche das nicht, sie hätte einen direkten Draht nach oben. Das war für mich ok – bis sie starb. Da war ich plötzlich überfordert, niemand war da, kein Pfarrer, kein Seelsorger, niemand, der mir sagen konnte, welches Ritual in dieser Situation angebracht wäre. Im Nachhinein wünschte ich, ich wäre besser vorbereitet gewesen auf die plötzliche Leere und das Entsetzen. Immer noch frage ich mich, ob meine Mutter sich allein gelassen gefühlt hat, weil wir nach ihrem Tod beinahe fluchtartig das Sterbezimmer verlassen haben. Wir haben sie erst wieder gesehen, als sie in ihrem Haus aufgebahrt lag. Hätte ich Totenwache halten müssen? Warum sind wir erwachsenen Kinder davon gelaufen als sie gestorben war? Ich besuche ihr Grab öfter als ich sie zu Lebzeiten besucht habe. Der Ort beruhigt mich. Einmal habe ich eine Flasche Champagner mitgenommen und mit ihr auf die Matur meiner Tochter angestossen. Doch oft bin ich traurig, vermisse meine Mutter, und werfe mir vor, sie die letzten Jahre nicht ertragen, und sie nicht bewacht zu haben nach ihrem Tod. Und ich frage mich, wie es meiner Mutter ergangen ist so allein.
Antwort:
Liebe Frau Fischer
Ihre Zeilen haben mich sehr berührt ebenso wie die Aussage Ihrer Mutter mit dem „direkten Draht nach oben“.
Ja, die Sterbenden werden abgeholt und – seien Sie beruhigt – Ihre Mutter war zu keinem Zeitpunkt allein gelassen. Ihre Mutter hat alles geistig empfangen, was Sie ihr gewünscht haben. Und eine nicht gehaltene Totenwache fehlt nicht den Toten, sondern den Lebenden. Dient sie doch eher dazu, den Hinterbliebenen das Abschied nehmen zu erleichtern. Gleiches gilt für Rituale. Ihrer Mutter hat es also an nichts gefehlt. Dass Sie kein Bedürfnis hatten, nach dem Tod ihrer Mutter im Raum zu bleiben ist nur natürlich. Denn die Seele des Verstorbenen verlässt nach dem Ableben den Körper, der dann als leere Hülle zurück bleibt.
Mit der Seele Ihrer Mutter können Sie jederzeit geistig in Kontakt treten, Sie müssten dafür nicht einmal unbedingt auf den Friedhof gehen. Wenn es Ihnen jedoch gut tut, dann tauschen Sie sich mit ihr an diesem Ort aus.
Ihre Fragen könnte Ihre Mutter eventuell beantworten, wenn Sie ein Medium aufsuchen würden, welches auf „Verstorbenenkontakt“ spezialisiert ist. Natürlich gibt es nie eine Garantie, dass der Kontakt zustande kommt. Empfehlen würde ich Ihnen zum Beispiel Bill Coller (www.billcoller.com) der in Bern, Basel und Zürich regelmässig bei den Parapsychologischen Gesellschaften arbeitet. Falls Sie kein Englisch sprechen, es gibt dort auch empfehlenswerte deutschsprachige Medien.
Ihre Mutter wünscht sich sicher nicht, dass Sie traurig sind, denn ihr geht es jetzt sehr gut und sie hat ja die Möglichkeit jederzeit bei Ihnen zu sein.
Mit herzlichem Dank für Ihr Schreiben und besten Grüssen
Vivian